Wütende Gedenkdemonstration – „Oury Jalloh, das war Mord“7 Minuten Lesezeit

Vor 18 Jahren verbrannte Oury Jalloh im Polizeigewahrsam in Dessau. Im Gedenken an Oury Jalloh und alle anderen Opfer tödlicher rassistischer Polizeigewalt versammelten sich laut Polizei 1600 Menschen zu einer Demonstration in Dessau. Die Teilnehmer*innen waren aus zahlreichen Städten angereist.


Seit 18 Jahren kämpfen die Angehörigen für die Aufklärung des Todes von Oury Jalloh. Die Justiz zeigt sich träge.
Entgegen der vorliegenden Faktenlage, stellten die zuständigen Oberstaatsanwälte im Oktober 2018 alle Ermittlungen ein.
Mamadou Saliou Diallo, der Bruder von Oury Jalloh hatte daraufhin Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Aus Sicht der Rechtsanwältin der Familie bestehe eine Verpflichtung zur Strafverfolgung, da sich der Getötete in wehrloser Lage in polizeilichem Gewahrsam befunden hätte und dann durch Polizeibeamte misshandelt und getötet worden sei.

Nach drei Jahren gibt es bis heute keine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes. Seit 18 Jahren bestehe die Strategie der deutschen Justiz im Umgang mit dem Fall von Oury Jalloh darin, zu vertuschen und zu verschleppen, so der Vorwurf der Angehörigen.

Bild: LZO

„18 Jahre später liegen alle Beweise auf dem Tisch: Rassistische Polizeibeamte aus Dessau haben Oury getötet und mit Hilfe von Brandbeschleunigern verbrannt! Doch die bundesdeutsche Justiz will weiter vertuschen und weigert sich nach wie vor zuzugeben, was sich nicht mehr leugnen lässt:
Oury Jalloh – Das war Mord!“

Aufruf zur Demonstration

Kein Einzelfall

Oury Jalloh sei kein Einzelfall. Die letzten Jahre und insbesondere auch die letzten Monate hätten nachdrücklich gezeigt, dass „Polizeibeamte keine Hemmungen haben Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer sozialen oder psychischen Situation zu erschießen, zu ersticken oder sonst wie umzubringen“.
Bis heute gibt es keine Konsequenzen für die mutmaßlichen Täter im Polizeirevier Dessau. Angehörige und Freund*innen von Oury Jalloh werfen den Staatsanwaltschaften, Gerichten und der Politik vor, die Täter bis heute zu schützen, was in Zukunft nur zu weiteren rassistischen Gewalttaten durch die Polizei führen werde.
„Damit die Täter nicht davonkommen ist es notwendig, dass wir den Oury Jalloh Komplex auflösen und die Angehörigen und Freund*innen der Opfer ihren Frieden finden können“, heißt es abschließend im Aufruf zur Demonstration.

Bild: LZO

Demonstrant*innen werfen Feuerzeuge vor die Staatsanwaltschaft

Lautstark zogen die Demonstrant*innen durch Dessau und skandierten unter anderem „Oury Jalloh, das war Mord“ und „No Justice, No peace – Fight the Police“.
Vor der Staatsanwaltschaft, dem Landgericht, der Gedenkstätte für Alberto Adriano und der Friedensglocke fanden Zwischenkundgebung statt. Vor der Staatsanwaltschaft wurden zahlreiche Feuerzeuge abgelegt. Teilnehmer*innen fingen außerdem an, Feuerzeuge aus der Ferne auf und vor das Haus zu werfen.
Vereinzelt wurden Rauchtöpfe gezündet.
Die Abschlusskundgebung fand vor dem Dessauer Polizeirevier statt. Redner*innen riefen dazu auf, weiter für die Aufklärung des Falls zu kämpfen.

Bild: LZO

LZO Redaktion

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