Am Abend des 23. Juni zogen unter dem Motto „Queere Primetime? – Let’s keep fighting for it!“ mehrere hundert queere Personen lautstark durch die Freiburger Innenstadt. Die Demonstration wurde dabei von einem Großaufgebot der Polizei begleitet.

Kontroversen im Vorfeld
Die Demonstration wurde von einer unabhängigen Gruppe organisiert, fand aber in direktem Bezug zum „Christopher Street Day“ (CSD) statt, bei welchem am nächsten Tag ca. 20.000 Personen teilnehmen sollten. Bereits im Vorfeld zum diesjährigen CSD kam es vor allem auf Social-Media Plattformen wie Twitter und Instagram zu heftigen Diskussionen rund um das Motto des CSD Freiburg. Dieses lautet im Jahr 2023 nämlich „Traditionsbewusst und Grundsolide“ und wurde in der Werbephase gepaart mit der Darstellung einer vermummten Person mit Regenbogen-Bollenhut und einem abgeänderten Logo der „Antifaschistischen Aktion“ präsentiert. Während der LSVD Baden-Württemberg und der CSD Stuttgart darin einen Aufruf zu Gewalt und eine Nähe zu angeblich linksextremistischen Organisationen sahen, verteidigte der CSD Freiburg klar seine antifaschistische Grundeinstellung.

Weitestgehend ruhiger Ablauf
In einer Rede wurde sich daher direkt zur Beginn der Vorabenddemonstration mit dem Orga-Team des CSD Freiburg solidarisiert und die Notwendigkeit antifaschistischer Kämpfe für eine queere Befreiung betont. In einer weiteren Rede wurde dann auch Bezug auf die letzten beiden Nachttanzdemonstrationen genommen, bei welchen es zu unverhältnismäßigen Polizeimaßnahmen, gefolgt von reißerischer Berichterstattung der BZ, kam.
Bereits zu Beginn der Versammlung wurde deshalb dazu aufgerufen, politische Kämpfe intersektional zu führen.




Von Beginn an hatte die Versammlung einen deutlich kämpferischen Charakter und machte sowohl über Parolen, als auch über viele Transparente und Plakate auf die eigenen Ziele aufmerksam. Auch durch queerfeindliche Zurufe und Beleidigungen ließen sich die Demonstrant*innen diese Stimmung nicht nehmen und antworteten mit lautstarken Parolen. Kurz vor Ende der angemeldeten Route bog die Demonstration selbstbewusst von dieser ab und begann sich auf der B31 in Richtung Kronenstraße weiter zu bewegen. Dieser Versuch wurde sofort durch Bereitschaftspolizist*innen unterbunden, welche dabei auch körperliche Gewalt anwendeten und den Einsatz von Pfefferspray androhten. Obwohl die Versammlung nach Absprache mit dem Polizeikontakt zurück auf die angemeldete Route lief, wurde sie dort erneut durch die Polizei aufgestoppt. Nach weiteren Gesprächen zwischen Polizeikontakt und Versammlungsleitung, konnte die Demonstration dann schliesslich doch noch bis zum Endpunkt an der St. Johannes Kirche laufen, wo sie dann schließlich durch die Polizei unter Androhung unmittelbaren Zwangs beendet wurde.

Übergriffe im Nachgang
Nachdem sich die Demonstration bereits aufgelöst hatte, kam es auf dem Nachhauseweg zu mehreren Polizeikontrollen, welche laut Zeug*innen in Zusammenhang mit Racial Profiling stehen könnten. Außerdem kam es zu einem queerfeindlichen Angriff, bei welchem die betroffene Person von einer bislang unbekannten Person vom Fahrrad gestoßen wurde. Die betroffene Person berichtet von polizeilicher Schikane im Nachgang zu diesem Vorfall. Auch eine weitere Person, welche die Maßnahme gegen eine der Personen lediglich beobachtete, wurde daraufhin in eine polizeiliche Maßnahme genommen. Derartige übertriebene polizeiliche Maßnahmen häufen sich in Freiburg aktuell. Egal ob eine Woche zuvor bei einer Nachttanzdemonstration, oder einen Tag später beim CSD selbst, immer wieder fällt die dortige Polizeiführung durch unverhältnismäßige und übertriebene Einsatztaktiken auf.
So kam es beim CSD am 24. Juni zu massiver Polizeigewalt, die Verletzte zur Folge hatte. Außerdem wurde das Material einer Journalistin beschlagnahmt und sie bekam willkürliche Anzeigen (LZO berichtete).