Tag der politischen Gefangenen7 Minuten Lesezeit

Neben den bekanntesten Fällen von inhaftierten Menschen der deutschsprachigen linken Szene, wie Lina, Ella, Jo, Dy oder Findus, gibt es auch in Hamburg mehrere Personen, die für politische Straftaten ins Gefängnis kamen. Jüngst musste ein Verurteilter des „Parkbank-Trios“ seine Haftstrafe antreten. Er und zwei Weitere waren zum Jahrestag des G20-Gipfels festgenommen wurden, als sie sich an einer Parkbank trafen, um Brandsätze zu verteilen. Ihnen wird vorgeworfen, damit mehrere Brandanschläge in Hamburg geplant zu haben.

„Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht“

Am 18. März, dem Tag der politischen Gefangenen, finden jährlich zahlreiche Demonstrationen gegen staatliche Repression und in Solidarität mit den Inhaftierten statt. Unter dem Motto „Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht“ startete in Hamburg eine Demonstration mit etwa 250 Teilnehmer*innen an der Sternschanze. Die kommunistisch geprägte Demonstration lief am Gefängnis vorbei, in dem kurdische Aktivist*innen inhaftiert sind. Die Polizei filmte immer wieder die Demonstration.

Als die Demonstration am Gefängnis wieder starten wollte, wurden Pyrotechnik und Böller gezündet, weshalb die Teilnehmer*innen von der Polizei angehalten wurden. Es wurde so viel Polizei hinzugezogen, dass die Situation von außen kaum noch als Demonstration zu erkennen war. An der U-Bahn Station in der Feldstraße wurden die Teilnehmer*innen von der Polizei umstellt und sollten die Versammlung einzeln verlassen. Nachdem sich die Teilnehmer*innen weigerten, in dieser Form abzureisen, wurde sich auf eine Abreise in 10er-Gruppen geeinigt. In der ersten Gruppe abreisender Teilnehmer*innen entdeckte die Polizei einen Verdächtigten und zog ihn heraus.

Aus Solidarität blieben die restlichen Demonstrant*innen stehen und formierten sich nicht. Sie verkündeten, sich nicht weiter zu bewegen und meldeten stattdessen eine spontane Demonstration an. Nach fast 1 1/2 Stunden im Kessel griff die Polizei die Demonstration an. Beim Angriff wurden 15 Personen verletzt.
Bereits während des Aufzugs gerieten Sanitäter*innen und Polizist*innen aneinander. Die Polizei schubste Sanitäter*innen und ignorierte, dass diese keine Teilnehmer*innen der Demonstration sind.

Bild: Rio Turner

„Free them All“

Knapp einen Kilometer östlich machte sich die zweite Hamburger Demonstration zum Tag der politischen Gefangenen startklar. Hier nahmen 400 Menschen teil. Sie durften zu nächst wegen zu vielen YPG sowie YPJ Fahnen und Vermummung nicht loslaufen, nach einigen Absprachen mit der Polizei machten sie sich allerdings auf den Weg. Die anarchistische Demonstration unter dem Motto “Free them All” zog ebenfalls lautstark am Gefängnis vorbei. Vor dem Gefängnis wurden mehrere Redebeiträge gehalten und Inhaftierte grüßten die Demonstration von innen.

An der gleichen Stelle wie einige Stunden zuvor bei der kommunistisch geprägten Demonstration wurde Pyrotechnik gezündet. Diesmal allerdings deutlich mehr. Auch die anarchistische Demonstration wurde angehalten. Auf der restlichen Route wurde immer wieder Pyrotechnik gezündet. Einzelne Teilnehmer*innen stellten Silvester-Batterien und Fontänen auf die Straße. Die Polizei störte sich beim weiteren Verlauf nicht mehr daran. Auch in den Hinterhöfen der Wohngebiete am Rand der Demonstrationsroute wurde Feuerwerk gezündet.

Von einem Haus hängten Aktivist*innen ein Banner und zündeten Feuerwerk. Schließlich zog der Aufzug bis zur Roten Flora, wo die Versammlung ohne weitere Zwischenfälle beendet wurde.

Rio Turner

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