Tag der Jugend – „Zukunft erkämpfen!“10 Minuten Lesezeit

Am 1. Juni, dem Internationalen Kindertag, versammelten sich hunderte Menschen zur Demonstration unter dem Motto „Zukunft erkämpfen“, zu der die Jugendgruppe „Fight for Your Future“ aufgerufen hatte.

Bild: LZO

Seit nun drei Jahren findet am 1. Juni in Leipzig eine Jugenddemonstration von „Fight for your Future“ statt. Wie auch in den letzten Jahren war die Polizei bereits vor Beginn der Auftaktkundgebung mit einem Großaufgebot rund um den Dorotheenplatz präsent.
Die Kundgebung wurde mit mehreren Redebeiträgen zu verschiedenen sozialen und gesellschaftlichen Themen gefüllt, die immer wieder auch eine Perspektive von Jugendlichen aufzeigten.

Eins der Themen war die aktuelle Inflation und Krisenpolitik der Regierung. Parallel zu steigenden Mieten und Verdrängung sei die Inflation ein weiteres Problem, das die sozialen Verwerfungen unserer Gesellschaft verstärkt. „Während die Einkommen bei uns niedrig bleiben, steigern einige weiter ihren Profit“, hieß es im Aufruf, der zu Beginn verlesen wurde. Im Kapitalismus werde der Profit schon viel zu lange über die Grundbedürfnisse aller gestellt.

„Anstatt die internationalen und westlich verursachten Probleme einer globalisierten Welt in Angriff zu nehmen, verstärkt Europa die Absicherung seiner Außengrenzen und rüstet auf. Das Motto ist klar: wir zerstören gerne die Welt, aber die Konsequenzen sollen die Schwächsten tragen.“

Aufruf von Fight for Your Future

Zusätzlich zu den vorhanden sozialen Problemen sei auch in Deutschland „die Kriegslust“ erwacht. Während Pflegekräfte nach zwei Jahren im Kampf gegen das Coronavirus mit einer „lächerlichen, einmaligen Abfindung abgespeist wurden“, bekommt die Bundeswehr 100 Milliarden Euro. Außerdem sei der Aktienkurs von Thyssen Krupp „vor Freude mehrere Prozente nach oben“ gesprungen. „Mal sehen, wie viele der neuen Waffen dann im Anschluss bei Faschist*innen landen. Nazis gibt es ja bekanntlich zu Hauf in der Bundeswehr“, meinte „Fight for Your Future“ weiter.

Nazis sind jedoch nicht nur in der Bundeswehr vorhanden, auch in den Parlamenten und der Polizei säßen sie längst. „Sie sind bewaffnet und seit NSU, Halle und Hanau ist klar, sie benutzen diese Waffen auch.“
Der Staat ist dabei häufig nicht in der Lage, dies als ein strukturelles Problem zu erkennen. Vielmehr reichen die rechten Netzwerke bis in die Sicherheitsbehörden hinein. Immer wieder kommen sogenannte „Einzelfälle“ ans Licht.

Statt den Kampf gegen Rechts entschlossen zu führen, kriminalisiere der Staat und die Polizei Antifaschist*innen, die sich gegen den gesellschaftlichen Rechtsruck engagieren.
Die Teilnehmer*innen forderten deshalb mit Transparenten, Schildern und Sprüchen die Freilassung aller inhaftierten Antifaschist*innen und ein Ende der Repression.

Die Kinder der Krisen

Eine besonderen Fokus legten die Redner*innen naheliegender Weise auf die Interessen und Perspektiven von Jugendlichen. So forderten die Teilnehmer*innen bessere und gerechte Bildungschancen. Die Leipziger Jugendgruppen „Jugend im Kampf“ und „Jugend gegen Rechts“ kritisierten beispielsweise die fehlende Berücksichtigung der Lebensrealität von Jugendlichen während der Corona-Pandemie. An den Schulen gebe es weder eine funktionierende Digitalisierung, noch Luftfilter.

In einem Redebeitrag der neu gegründeten Gruppe „Queer Liberation“ wurde zudem die Unterstützung von queeren Kindern und Jugendlichen gefordert. In der Schule und Gesellschaft sei die Aufklärung über Sexualität und Geschlecht zur Zeit völlig unzureichend und oft gar nicht vorhanden.
Ein weiterer Redebeitrag von der „Fantifa Leipzig“ machte auf die zwingend notwendige Verbindung von Antifaschismus und Feminismus aufmerksam. Auch sexistisches und misogynes Verhalten innerhalb der linken Szene kritisierte die feministische Gruppe.

Als „Kinder dieser Krisen“ sei es folgerichtig, auch in diesem Jahr am 1. Juni auf die Straße zu gehen. Nur mit Solidarität könne der Vereinsamung und Vereinzelung unserer Zeit etwas entgegengesetzt werden. „Fight for Your Future“ rief aus diesem Grund zur Vernetzung, Organisation und Vereinigung der Kämpfe gegen Ausbeutung und Unterdrückung auf.

„All diese Krisen sind real und ihre Wurzeln liegen im System. Je mehr wir das verstehen, desto mehr wird klar: Im Kapitalismus werden sich all diese Probleme nicht lösen lassen – im Gegenteil!  Wir als Jugend sind darauf angewiesen diese Kämpfe zu führen. Kämpfe für eine Zukunft in der freiheitlichen Projekte und Lebensentwürfe eine Chance bekommen, eine Zukunft in der ein solidarisches Miteinander möglich wird.“

Fight for Your Future
Bild: LZO

Kapitalismus überwinden

Die Teilnehmer*innen forderten unter anderem die Abschaffung des Patriarchats und des Kapitalismus. Sie formulierten weitere Vorschläge, sollten diese Forderungen nicht kurzfristig umsetzbar sein. Aktuell hungernde Menschen sollten schneller versorgt werden, außerdem brauche es eine radikale Wende in der globalen Klimapolitik. So müssten beispielsweise die Betroffenen Länder des globalen Südens für die Folgen der Klimakrise entschädigt werden.

Zudem wurde ein Ende aller Kriege in der Ukraine und dem Rest gefordert. Kasernen sollten zu Geflüchtetenunterkünften umfunktioniert werden.
Auch in der Wirtschaft brauche es grundlegende Veränderungen. Statt der kapitalistischen Produktion müssten Produktionsgüter und Ressourcen bedürfnisorientiert umverteilt werden. Außerdem solle die Soko LinX aufgelöst und die Kriminalisierung von Antifaschismus beendet werden: „Freiheit für Lina und alle anderen Antifaschist*innen“.

Bild: Dani Luiz

Nach der Auftaktkundgebung setze sich die Demonstration mit schnellem Tempo in Bewegung. Auf dem Weg in den Leipziger Süden wurden die Teilnehmer*innen kurzzeitig von der Polizei gestoppt, nachdem Pyrotechnik gezündet wurde.
Auf der weiteren Strecke wurde der Aufzug durch die Polizei gefilmt.
Auch auf einem Hausdach in Connewitz wurde durch mehrere Personen Pyrotechnik gezündet.

Bild: LZO

Nachdem die Versammlung am Herderpark beendet wurde, kam es zu mehreren polizeilichen Maßnahmen.


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