Steinweg Nazifrei!6 Minuten Lesezeit

Die antifaschistische Gruppe AIS-Saale-Holzland-Kreis (Antifaschistisch-Initiativ- Solidarisch) rief für den 10. Dezember zu einer Kundgebung im Eisenberger Steinweg auf. Grund dafür war die Eröffnung des neuen Tattoo-Studios des Neonazis David Köckert.

Bild: Provinz Report


Köckert hat eine beachtliche Nazikarriere hinter sich. Bereits in den Neunzigern ist er in Kontakt mit dem Thüringer Heimatschutz gekommen, nahm an etlichen NPD Aufmärschen teil und bewegte sich im Umkreis des Neonazi-Netzwerks Blood&Honour. In seiner Heimatstadt Greiz baute Köckert die Kameradschaft „Braune Teufel“ auf, welche in den frühen 2000er-Jahren Geflüchtetenunterkünfte mit Molotowcocktails angriff.
Sein Szeneladen „Ragnaröck“ wurde 2003 von der Polizei durchsucht. Diese fand diverse verbotene Tonträger, NS-Symboliken und eine Hitlerbüste. Gegen 2015 startete David Köckert gemeinsam mit der Greizer NPD, bei der er Landesorganisationsleiter war, Fackelmärsche gegen Geflüchtete. Nachdem er gegen den Eisenacher Landesverband der NPD zu hetzen begann, zog sich Köckert 2016 aus der NPD zurück und konzentrierte sich voll und ganz auf die wöchentlichen Thügida-Aufmärsche, die bis 2018 stattfanden.
Der Neonazi hatte mehre Gerichtsverfahren. So wurde er beispielsweise 2019 wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Außerdem wurde der Prozess wegen eines Brandanschlags auf einen ehemaligen Geschäftspartner des Neonazis aufgrund mangelnder Beweise eingestellt. Die beiden Personen, die er dafür beauftragt haben soll, bekannten sich zwar zum Brandanschlag, dennoch kamen alle ohne weitere Strafen davon.
Unter der Marke „Tattoohetzer“ und „Bitterbös“ vertreibt der Tätowierer vor allem in seinem Laden „Königsblut“ in Zeulenroda, ohne es groß zu verstecken, NS-Symboliken und verpackt diese auch in Tattoos. Auch in Gera hatte er seine Finger im Spiel und half dem Tattoostudio „zum Tatort“ beim Aufbau, wo Marken wie „Yakuzza“ und „Nordic Division“ verkauft werden. Außerdem wurden dort auch Köckerts Klamotten vertrieben. Aus dessen Rampenlicht ist er allerdings scheinbar verschwunden. (Mehr unter https://rechercheportaljenashk.noblogs.org/post/2022/12/08/koenigsblut-tattoostudio-david-koeckerts-ns-kommerz-und-militante-netzwerke-im-zentrum-der-kreisstadt-eisenberg/)

Bild: Provinz Report


Eisenberg war zu Zeiten der Thügida-Proteste ein wichtiger Ort. Hier hat sich die faschistische Gruppe „Wir lieben SHK“ gegründet, die wöchentlich durch die Straßen Eisenbergs und Jenas mit Fackelmärchen Richtung Erstaufnahmestellen für Geflüchtete zog.
Die Verwaltungsbehörde Eisenbergs legte den Nazis nie wirklich Steine in den Weg. Durch das Eröffnen des Studios in Eisenberg und den Vertrieb der rechten Marken wird einer Kommerzialisierung rechter Ideologien Raum verschafft.
Bereits im Juni, als die AIS-SHK zu einer Kundgebung gegen das rassistisch benannte Stadtfest aufrief, wurde klar, dass Nationalismus für Eisenberger*innen Alltag ist. Eine Vielzahl von Menschen, welche der „Division Thüringen“ zuzuordnen sind, hatten sich im Umfeld der Kundgebung aufgehalten und das Treiben beobachtet.
Zusammen mit David Köckert wird der Neonazi Andre Machill das Studio betreiben. Dadurch, dass der neuen Laden Köckerts zentral auf dem Weg zum Marktplatz liegt, werden migrantische und antifaschistische Menschen einen Umweg nehmen, wenn sie Diskriminierung und Angriffen vorbeugen wollen. Grade gegen Abend werden sich hier größere Neonazigruppen sammeln. Lokale Antifaschist*innen vermuten, dass öfter Neonazi-Rocker eingeladen werden könnten. Auch das Eisenberger Mitglied der „Neuen Stärke“ Maik Q. ist zu erwarten, da dieser bei Köckerts „Königsblut“ in Zeulenroda in die Lehre ging.

Bild: Provinz Report


Zur Kundgebung gegen die Eröffnung des Tattoostudios versammelten sich ca. 60 Antifaschist*innen.
Bereits vor Beginn der Kundgebung sammelten sich ca. 15 Faschist*innen vor dem neuen Laden von David Köckert. Übliche Symbolik der Neonaziszene wurde offen auf Haut und Klamotten der Personen präsentiert. Während der Kundgebung hielten sich durchgängig 30 Personen vor dem Laden auf und filmten die antifaschistische Kundgebung ab. Davon ließen sich die Teilnehmer*innen der Kundgebung nicht beeindrucken. In einem Redebeitrag wurden Informationen über Keckert verlesen, sodass alle vorbeilaufenden Passant*innen und Anwohnende mitbekamen, wer sich hier ansiedelt. Während der Redebeiträge wurde warmer Tee an die Kundgebungsteilnehmer*innen verteilt.
Erst gegen Ende fingen die Faschist*innen an zu pöbeln. Zu Auseinandersetzungen kam es jedoch nicht.

Bild: Provinz Report

LZO Redaktion

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