Seit dem frühen Morgen protestieren Klimaaktivist*innen unter dem Motto „Gas is over“ in Jena, Erlangen und Berlin. In Jena kletterten einige Aktivist*innen auf die über 100 Meter hohen Schornsteine des Heizkraftwerks Jena und befestigten Banner an den Schornsteinen. Sie protestieren für eine sofortige Wärmewende, für Klimagerechtigkeit und gegen die European Gas Conference, die aktuell in Wien stattfindet.

European Gas Conference
Die European Gas Conference ist das wohl wichtigste Treffen der globalen Gasbranche in Europa und findet vom 27. bis 29. März in Wien statt. Die Veranstaltung, die größtenteils hinter verschlossenen Türen stattfindet, wird von Vertreter*innen von Vattenfall, OMV, Blackrock, Raiffeisen, der EU-Kommission und dem österreichischen Energieministerium besucht. Ein Schwerpunkt der Konferenz ist LNG (Flüssigerdgas), das als Alternative zu russischem Erdgas angepriesen wird, aber sehr klimaschädlich ist.
Erdgas besteht zum allergrößten Teil aus Methan, ein Treibhausgas, das in den ersten 20 Jahren etwa 86-mal klimaschädlicher ist als Kohlenstoffdioxid. Nimmt man CO2- und Methan-Ausstoß zusammen, ist die Verwendung von fossilem Flüssiggas genauso klimaschädlich wie Braunkohle. Durch die immense Kühlung die für den Transport von LNG notwendig ist, ist dieses Verfahren außerdem sehr energieintensiv und damit emissionsreich.
Unter dem Motto „Block Gas“ hatte ein Bündnis von Klimaaktivist*innen international aufgerufen, in Wien gegen die Europäische Gaskonferenz zu protestieren. In den letzten Tagen kam es dadurch immer wieder zu Straßenblockaden, auch ein Flughafenterminal wurde blockiert.
Besetzung in Jena
Um sich solidarisch mit den Protesten in Wien zu zeigen und auch über Wien hinaus ein Zeichen gegen die fossile Energieversorgung zu setzen, besetzten die Aktivist*innen in Jena ein Heizkraftwerk. „Heute geht die European Gas Conference in Wien zu Ende. Ein Ticket für 4000€ konnten wir uns nicht leisten, wir hätten da aber trotzdem ein Wörtchen mitzureden und steigen der Gasindustrie deshalb heute aufs Dach“, hieß es dazu von einer beteiligten Aktivistin.

„Gas als Energiequelle ist extrem schädlich fürs Klima und auch die Förderung von fossilem Erdgas hat im globalen Maß starke negative soziale, gesundheitliche und ökologische Auswirkungen. Anstatt jetzt schnellstmöglich auf zukunftsfähige Technologien zu setzen, baut die Bundesregierung weiter neue LNG Terminals, als gäbe es kein Morgen mehr. Strom- und Wärmewende sind dringend nötig, werden aktuell aber von Politik und fossiler Lobby verhindert.“
Statement von einer an der Aktion beteiligten Aktivist*in

Ohne Rücksicht auf die angestrebten Klimaziele wurden Ende 2022 die ersten deutschen LNG-Terminals in Brunsbüttel, Lubmin und Wilhelmshaven in Betrieb genommen, mindesten sechs weitere Terminals sollen in den nächsten Jahren folgen. Die Förderung von Erdgas führe jedoch zu massiven Zerstörungen und Energie- sowie Wirtschaftskrisen im globalen Süden, machten die Aktivist*innen in ihrer Pressemitteilung deutlich. „Die aktuellen Pläne der europäischen Gasindustrie drohen, die kolonialen Ungerechtigkeiten im Globalen Süden zu verschärfen, indem lokale Ressourcen ausgebeutet, Gemeinschaften enteignet und Ökosysteme irreversibel beschädigt werden“, so die Klimaaktivist*innen weiter.
