Unzählige Menschen zogen am 11. Februar durch die Straßen von Paris. Tausende folgten dem Demonstrationsaufruf der französischen Gewerkschaften. Seit mehreren Wochen finden Proteste gegen das umstrittene Rentenreformgesetz der Regierung Macrons statt. Dieses sieht eine Erhöhung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre vor.
In den letzten Wochen seit der Vorstellung des Gesetzentwurfs ist viel passiert. Fast alle großen französischen Gewerkschaften haben zum Streik aufgerufen, es gab riesige Demonstrationen, mehrere Generalstreiks mit einer beeindruckenden Teilnahmezahl, Ausschreitungen und Solidaritätsaktionen. Erst kürzlich hat die CGT Sabotageaktionen an diversen Blitzern bekanntgegeben. Die Energieversorger*innen haben angekündigt, mit in den Streik einzutreten, sofern die Regierung das Gesetz nicht zurückziehen sollte.


Konfrontationen mit der Polizei
Auf der Demonstration waren Menschen jeden Alters anzutreffen. Organisierte Linke, Gewerkschafter*innen und Politiker*innen neben Studierenden, Rentner*innen und Familien. Eines ist klar: Das Thema polarisiert und treibt breite Teile der Bevölkerung gemeinsam auf die Straße.


Ab 12:00 sammelten sich die Gewerkschaften auf dem Place de la Republique, von wo aus sich der Demonstrationszug im weiteren Verlauf bis zum Place de la Nation bewegte. Auf der Kundgebung am Place de la Republique wurden verschiedene Stände von Gewerkschaften und Organisationen aufgebaut, darunter auch viele Essenstände und ein Flohmarkt.
Gegen 13:00 Uhr setzte sich die Spitze der Demonstration dann in Richtung Place de la Republique in Bewegung. Vor der Demonstration lief bereits jetzt eine Gruppe von mindestens 1500 Personen. Mit dem Verlauf der Demonstration, sowie mit der steigenden Konfrontation mit der Polizei stieg auch die Anzahl der Demonstrant*innen vor der eigentlichen Demonstration.

Zu Beginn kam es in den Seitenstraßen bereits immer wieder zu kleineren Auseinandersetzungen mit dort stationierten Polizist*innen. Es kam zu massivem Bewurf mit Steinen, Flaschen und Böllern. Immer wieder musste sich die Polizei dabei komplett aus Straßen zurückziehen, was die Demonstrant*innen mit lautem Jubel begrüßten. Im Verlauf der Demonstration verstärkten sich diese Ausschreitungen dann immer weiter, sodass auch Möbel umliegender Geschäfte als Wurfgeschosse herhalten mussten und sich die Polizei mit Schilden gegen anfliegende Pyrotechnik verteidigen musste. Erste Barrikaden wurden errichtet und angezündet.




Immer wieder rannte die Polizei nun auch in die Demonstration hinein, um entweder Immobiliengeschäfte, Banken und später auch einen Mc Donalds vor Glasbruch zu schützen oder um brennende Barrikaden mithilfe der Feuerwehr zu löschen. Die Demonstration beantworte dies ohne Ausnahmen mit massivem Bewurf und drängte die Polizei auch mehrfach wieder zurück in die Seitenstraßen, aus welchen diese dann komplett flüchtete.
Nachdem auf der Boulevar Voltaire mehrere Barrikaden sowie ein Auto brannten, lief die Polizei mit massiven Kräften in die Demonstration und trennte den vorderen Teil vom ersten offiziellen Block, welchen die Gewerkschaft der Lehrer*innen (Union Nationale des Syndicats Autonoms [kurz UNSA]) stellte. Statt sich von der Polizei spalten zu lassen, setzten diese allerdings Helme und Schutzbrillen auf und hakten sich untereinander ein. Dadurch konnten sie ein Wegdrängen durch eingesetzte Polizeikräfte verhindern. Auf der anderen Seite der Trennlinie ging die Polizei dabei aber brutalst mit Schlagstöcken, Tränengas und Blendgranaten vor. Dabei wurde keine Rücksicht auf dazwischen befindliche Journalist*innen genommen, wodurch diese auch bewusst in Gefahr gebracht wurden.





Die Polizei drängte den Block auf diese Art und Weise noch fast einen Kilometer bis zum Place de la Nation, wo sich die Situation schließlich langsam beruhigte. Bereits mit den Aktivist*innen, welche vor der eigentlichen Demonstration herzogen, war der Platz bereits gut gefüllt. Es fehlte allerdings noch der wesentlich größere Gewerkschaftsteil in welchem schätzungsweise 300.000 Personen liefen. Nach und nach drängten sich mehr Menschen und Gewerkschaften auf den Place de la Republique, während auf der anderen Seite bereits wieder Massen abströmten. Trotz des massiven Ablaufs war der Platz zu jeder Zeit massiv überfüllt, was sich auch in der lokalen Metrostation bemerkbar machte.
Der Kampf wird weitergehen
Riesige Mengen an ehemaligen Demonstrant*innen drängten sich in die lokale Station der Metro am Place de la Nation. Drehkreuze wurden durchbrochen, Absperrungen übersprungen oder anderweitig übergangen. Bezahlen wollte kaum noch jemand. Sämtliche Züge wurden durch eben diesen extremen Andrang massiv überlastet.

Die Stimmung über den ganzen Tag war extrem aufgeladen aber dennoch kraftvoll, was auch durch die zahlreichen Auseinandersetzungen mit der Polizei deutlich wurde.
Die französischen Gewerkschaften haben weiteren massiven Protest angekündigt. Mit der Großdemonstration und den ersten Generalstreiks haben die Proteste gegen die geplante Rentenreform gerade erst begonnen. Die Protestierenden werden sich nicht kampflos geschlagen geben.