Neonazi Aufmarsch und antifaschistische Gegenproteste in Magdeburg7 Minuten Lesezeit

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Am 22.01.2022 zogen etwa 200 Neonazis anlässlich des Jahrestags der Bombardierung Magdeburgs durch die Stadt. Zahlreiche Gegenproteste begleiteten den Aufmarsch.

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Antifaschistische Vorabenddemo

Bereits am Vorabend hatte eine antifaschistische Vorabenddemo unter dem Motto: „Antifa bleibt unverzagt“ mit hunderten Teilnehmer*innen stattgefunden. Verschiedene Gruppierungen versammelten sich am Vorabend des Neonaziaufmarsch am Bahnhof Magdeburg-Neustadt. Von dort zog die Demonstration lautstark bis zur Oper.
Zahlreiche Redner*innen solidarisierten sich mit inhaftierten Antifaschist*innen, wie beispielsweise der Antifaschistin Lina, und forderten ein Ende der Kriminalisierung antifaschistischer Politik.

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Im Kampf gegen Rechts könne man sich nicht auf den Staat verlassen, sondern müsse selbst aktiv werden. Vielmehr würde der Staat Antifaschismus mit Repression kriminalisieren und somit einschränken. Zudem habe der Staat selbst den NSU mit aufgebaut, die Aufklärung der Morde verhindert und würde täglich selbst Menschen im Mittelmeer oder in Polizeistationen ermorden.

Immer wieder rief die Demonstration „Staat und Nazis Hand in Hand – Unsre Antwort Widerstand!“, „Nazis morden, der Staat macht mit – der NSU war nicht zu dritt“ oder „Alle zusammen gegen den Faschismus“.

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In den Redebeiträgen wurde auch auf die besondere Bedeutung von Antifaschismus im ländlichen Raum hingewiesen. Antifaschist*innen seien hier besonderen Bedrohungen und einer fehlenden Anonymität ausgesetzt, was den Kampf gegen Nazis erschweren würde.
Der Zusammenschluss linksradikaler Gruppen aus Sachsen-Anhalt „No Discussion“ meinte in einem Redebeitrag „Es gibt kein ruhiges Hinterland für Neonazis und Rassist*innen“. Man wolle Antifaschist*innen in der Provinz bei ihrer wichtigen Arbeit unterstützen.

Während der gesamten Route wurde mehrfach Pyrotechnik gezündet. Besonders der „Klassenkämpferische Block“, der das Ende der Demonstration bildete, zündete Feuerwerkskörper und bengalische Feuer.

Aus einem Wohnhaus heraus versuchten einzelne Neonazis der „Neuen Stärke“, die Demonstration zu stören. Als Antwort flogen aus der Demonstration vereinzelt Farbbeutel auf das Haus. Außerdem wurde „Hausbesuch, Hausbesuch“ gerufen.

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Nach Ende der Demonstration nahm die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) mit Hilfe der Berliner Polizei einzelne Demonstrant*innen unter Anwendung massiver Gewalt fest. Augenzeug*innen berichten von mindestens zwei Verletzten Personen. 

Neonaziaufmarsch begleitet von Gegenprotesten

Am Samstag hatten am Vormittag im gesamten Stadtgebiet Initiativen, Bündnisse und Gruppen zu über 20 Versammlungen aufgerufen.

Die Magdeburger Ortsgruppe von Fridays for Future rief gemeinsam mit anderen Ortsgruppen zur Gegendemonstration „Fridays for Future gegen Rechts“ auf. Etwa 300 Personen versammelten sich ab 11:30 Uhr nach und nach vor dem Hauptbahnhof. Ein Teil der Personen blockierte spontan den einzig möglichen Ausgang vom Bahnhofsvorplatz vor dem Inter City Hotel.

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Die Neonazis, die sich vor dem Hauptbahnhof sammelten, wurden 13:30 Uhr in einen Zug gebracht und sind vom Hauptbahnhof nach Magdeburg-Sudenburg gefahren.
Dort angekommen, wurden wir von einem Neonazi angespuckt, als wir uns umdrehten meinte dieser „Ja dich mein ich. Arschloch, Wichser, Hurensohn“.

Einige der Ordner*innen bedrohten auch weiterhin anwesende Journalist*innen.
Nach einem Redebeitrag startete der Aufmarsch der Neonazis eine Route durch Magdeburg.
Antifaschist*innen versuchten immer wieder, auf die Route der Neonazis zu gelangen, um diese zu blockieren und die Demonstration zu stören.

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Die Polizei verhinderte jedoch jeglichen Blockadeversuch und sperrte die geplante Route flächendeckend ab.

Bei der Zwischenkundgebung am Technikmuseum wurde vom „Bombenholocaust“ gesprochen. Es wurden Fackeln entzündet und ein Redner sagte, „nehmt die Fackeln in die rechte Hand und streckt diese aus. Ihr wisst schon welche Bewegung ich meine“.

An der Demonstration nahmen neben der „Neuen Stärke Partei“, die „NPD“, die „Jungen Nationalisten“, „die Rechte“ auch weitere Neonazigruppierungen teil.

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Auf der Jacke eines Demonstranten stand „Rechten Arm hoch und Sieg Heil“, das „Sieg Heil“ war jedoch abgekratzt.

Am Rande der Demonstrationsroute kam es zum Einsatz von Pfefferspray gegen Gegendemonstrant*innen. Es kam zu einzelnen brutalen Festnahmen.
Journalist*innen wurden durch die Polizei oft an ihrer Arbeit gehindert.

Auch im nächsten Jahr wollen sich die Neonazis wieder zum „Trauermarsch“ versammeln. Der Gegenprotest wird dann wieder versuchen, den Aufmarsch aufzuhalten.

LZO Redaktion

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