„Jänschwalde ausschalten!“6 Minuten Lesezeit

Seit dem Morgen, des 19. Septembers, blockieren etwa 40 Aktivist*innen der Aktionsgruppe „Unfreiwillige Feuerwehr“ unter dem Motto „Jänschwalde ausschalten“ das Kohlekraftwerk Jänschwalde an drei verschiedenen Aktionsorten.
Eine Kleingruppe hat die Kohlebunker auf dem Kraftwerksgelände besetzt und sich an den Förderbändern festgekettet. Zur gleichen Zeit wird durch zwei weitere Kleingruppen die Gleisverbindung zwischen dem Tagebau Jänschwalde und dem Kraftwerk mit technischen Blockaden unterbrochen. Die Aktivist*innen protestieren mit ihrer Aktion gegen den umweltzerstörerischen Weiterbetrieb des Tagebaus Jänschwalde und die klimavernichtenden Folgen der Braunkohle-Verstromung.

Bild: LZO

„Wir nehmen hier und heute den Kohleausstieg selbst in die Hand. Das Verbrennen von Braunkohle und anderen fossilen Energien zerstört nicht nur lokal Lebensgrundlagen sondern auch global. Es ist umweltzerstörend und menschenfeindlich, in Zeiten der Klimakrise fossile Energien zu verheizen. Der trockene Sommer 2022 verdeutlicht wieder einmal: Die Klimakrise, in der wir uns zur Zeit befinden, ist bedrohlich und fordert ein massives Umdenken und einen radikalen Wandel in vielen Lebensbereichen. Die Verstromung fossiler Energien muss sofort aufhören!“

Statement von Jette Klamnitz, eine der Aktivist*innen, die sich auf dem Kraftwerksgelände festgekettet hat
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Das Kohlekraftwerk Jänschwalde ist das drittgrößte Braunkohlekraftwerk Deutschlands und stößt die vierthöchsten CO2-Emmisionen in ganz Europa aus. Neben den, mit den Emissionen verbundenen, Klimafolgen bereitet auch der Wassermangel den Aktivist*innen Sorgen.
Im März diesen Jahres urteilte das Verwaltungsgericht Cottbus, dass der Tagebau Jänschwalde seinen Betrieb im Mai einstellen müsse, denn der Tagebau gefährde mit der zu hohen Entnahme von Wasser die Trinkwasserversorgung der Region.
Im Falle einer Reaktivierung der beiden Kraftwerksblöcke E und F müssten der Spree jährlich zusätzlich 13 Millionen Kubikmeter Wasser entzogen werden, wodurch die Trinkwasserversorgung von ungefähr 2 Millionen Menschen in der Region in Gefahr wäre.
Am 1. Oktober sollen die Kraftwerksblöcke aufgrund der Energiekrise wieder ans Netz gehen, um mehr Energiesicherheit zu haben. Aufgrund der aktuellen energiepolitischen Debatten wurde auch der Braunkohleabbau im Tagebau Jänschwalde weiterhin erlaubt.

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„Angriff auf die Versorgungssicherheit“

Ein Sprecher des Energieunternehmens LEAG sprach laut dpa von einem „Angriff auf die Versorgungssicherheit“. Zwei Blöcke seien komplett vom Netz genommen worden, damit ist die Hälfte des Kraftwerks nicht im Betrieb. Dies bedeute eine Reduzierung um ein Gigawatt.

„Jänschwalde ist symptomatisch für eine verschleppte Energiewende und kapitalistische Verwertungslogik“, so Lena Ströer, die ein Gleis zum Kraftwerk blockiert. „Die fossilen Energiekonzerne instrumentalisieren die Energiekrise, um ihre Profite ins Endlose steigen zu lassen. Der russische Angriffskrieg darf nicht als Ausrede genutzt werden um weiterhin an zerstörerischem fossilen Gas und Kohle festzuhalten. Eine Energieversorgung ohne Kohle, Gas und Atom ist möglich und längst überfällig“, so die Aktivistin weiter.

Auf Twitter berichteten die Klimaaktivist*innen der Aktionsgruppe, dass von Mitarbeitenden des Kraftwerks die Förderbänder ein- und ausgeschaltet wurden, während mehrere Personen unter den Förderbändern angekettet waren. Auch von Androhungen körperlicher Gewalt durch Kraftwerk-Security berichteten die Aktivist*innen auf Twitter.

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Innenminister Michael Stübgen fordert empfindliche Strafen

Michael Stübgen (CDU), Innenminister Brandenburgs, hat die Blockade der Klimaaktivist*innen auf dem Gelände des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde als Sabotageakt verurteilt. Laut dpa sagte Stübgen zum Protest: „Wer für seine Weltanschauung absichtlich andere in Gefahr bringt, ist kein Aktivist, sondern ein Verbrecher. Darauf muss der Rechtsstaat mit empfindlichen Strafen reagieren. Den Klima-Extremisten muss das Handwerk gelegt werden“. Die zunehmenden Attacken auf die Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur seien Straftaten, bei denen Gefahr für Leib und Leben Unbeteiligter bewusst in Kauf genommen werde.

Im Laufe des frühen Nachmittags wurden die Blockaden teilweise geräumt. Dafür musste sowohl die Feuerwehr als auch Spezialkräfte der Polizei ausrücken, um die Räumungsarbeiten der Polizei Brandenburg zu unterstützen. Der genaue Fortschritt der Räumung ist bislang unklar. Sicher ist, dass mehrere Personen durch die Polizei festgenommen wurden.

LZO Redaktion

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