Am 17.06.2023 versammelten sich rund 250 Antifaschist*innen, um gegen die rechtsradikale Burschenschaft Germania in Hamburg-Wandsbek zu demonstrieren. Erst kürzlich musste die Burschenschaft durch antifaschistische Arbeit und engagierte Nachbar*innen ihren Standort in Winterhude aufgeben und nach Wandsbek ziehen. Antifaschist*innen sehen in Burschenschaften eine häufig unterschätzte treibende und elitäre Kraft, welche den Rechtsruck nach vorne treibt.


Die Burschenschaft Germania Hamburg gehört zum Dachverband der Deutschen Burschenschaften. In vielen Burschenschaften sind extrem rechte Tendenzen keine Seltenheit, die Germania kann dabei zum äußersten rechten Rand gezählt werden. Unter ihrem Slogan “Ehre, Freiheit, Vaterland” leben derzeit 10 Personen im Verbindungshaus im Hamburger Stadtteil Wandsbek. Das Umfeld der Studenten ist allerdings bei weitem größer. Alleine 47 sogenannte “Altherren” unterstützen die Burschenschaft auch über die aktive Mitgliedschaft hinaus weiter.
Die Burschenschaft reproduziert und fördert ein strikt rassistisches, sexistisches, queerfeindliches und antisemitisches Weltbild. Die Burschenschaft hat enge Verbindungen in die rechtsradikale Szene. Verschiedene bekannte Akteur*innen werden immer wieder zu Veranstaltungen oder Kampfsporttrainings eingeladen. Außerdem besitzen mindestens 2 Hamburger Burschenschafter einen Waffenschein. Zudem kam es in der Vergangenheit zu „Sieg Heil“-Rufen.
Jörg Schneider, einer der Altherren der Burschenschaften Germania, sitzt seit 2017 für die AfD im Bundestag. Mario Brockmann, ein Berater von Alice Weidel, gehört ebenfalls zu den Altherren der Germania. Eine weitere Verbindung in die Politik ist Jan Ganschow, der 2020 Regierungsdirektor des Verteidigungsministeriums und Mitarbeiter Im Einsatzführungskommando der Bundeswehr war.




Die Burschenschaft konnte sich mit den zahlreichen Verbindungen in Gesellschaft und Politik ausbreiten. Nur durch antifaschistischen Widerstand und Nachbarschaftsarbeit konnte die Hamburger Burschenschaft aus ihrem alten Umfeld vertrieben werden.
Die aktuellen Proteste gegen die Burschenschaften wollen den rechten Strukturen auch in Wandsbek etwas entgegenhalten.



Mit 250 Personen startete die Demonstration am Wandsbeker Marktplatz. Schon von Anfang an wurde diese vom Hamburger Staatsschutz beobachtet und von den eingesetzten Polizist*innen abgefilmt. Ein Grund dafür war nicht ersichtlich, da die Demonstration insgesamt ruhig ablief. Der Zug lief durch den Stadtteil, der sonst eher unberührt bleibt.
Ohne organisierten antifaschistischen Widerstand waren die Burschenschafter hier größtenteils ungestört. In der letzten Woche änderte sich dies jedoch, als Unbekannte die Immobilie der Verbindung mit Steinen und Farbe angriffen.
Die Demonstration zog ebenfalls zweimal am Haus der Burschenschaft vorbei. Beim ersten Mal wurde an Ort und Stelle eine Zwischenkundgebung mit Reden abgehalten, um die Nachbarschaft zu informieren. Zusätzlich zu den Redebeiträgen wurden Flyer an die umstehenden Passant*innen verteilt. Als die Demonstration ein weiteres Mal am Haus der Burschenschaft vorbeizog, wurde ein Rauchtopf gezündet. Außerdem warfen Demonstrant*innen mehrere Klopapierrollen über den Zaun.


Die Polizei blieb während des Aufzugs weitgehend zurückhaltend. Zurück am Wandsbeker Markt wurde die Demonstration beendet.