Gegen patriarchale Gewalt8 Minuten Lesezeit

Der 25. November ist der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“, weshalb an diesem Tag auf der gesamten Welt verschiedenste Aktionen stattfinden, um auf patriarchale Gewalt aufmerksam zu machen. Innerhalb von Thüringen sind in den letzten 7 Jahren 49 Frauen durch ihre (Ex-)Partner ermordet worden. Die Tötung von Frauen und Mädchen oder von Menschen, die von den Tätern als Frauen angesehen werden, wird als Femizid bezeichnet. Jeden dritten Tag versucht ein Mann in Deutschland, seine Frau zu töten.
In Frauenhäusern, die unter anderem Schutz vor häuslicher Gewalt bieten sollen, fehlen zur Zeit schätzungsweise 390 Plätze, was eine Verdreifachung der aktuell vorhandenen Plätze erfordert.

Bild: Provinz Report


Bundesweit setzten Feminist*innen ein klares Zeichen und stellen deutliche Forderungen. Eine dieser Forderungen ist die Einhaltung der sogenannten Istanbul-Konvention. Diese Konvention schafft verbindliche Rechtsnormen gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt.
Sie beinhaltet unter anderem ausreichend Schutzplätze für Frauen und ihre Kinder inklusive sozialpädagogischer Betreuung, ausreichende Finanzierung von Gewaltschutzbereichen, eine konsequente strafrechtliche Verfolgung von sexualisierter und häuslicher Gewalt sowie Stalking. Auch mehr Täterprävention und Bildungsmaßnahmen bei Kindern, Strafverschärfung in Gerichtsverfahren bei häuslicher Gewalt und Opfer Fonds für Hinterbliebene von Femiziden sollen durchgesetzt werden. 

Bild: Provinz Report

Flashmob 

Anlässlich des Aktionstages fand in 12 thüringischen Städten ein Flashmob statt, bei dem sich zahlreiche Menschen in weißen Overalls kleideten und teilweise mit orangener Farbe an den Händen Blut simulierten.
In Gera fand der Flashmob mit 12 Menschen um 14 Uhr vor den Arkaden statt. Es wurden Flyer zum Thema verteilt, zudem kamen die Aktivist*innen mit Passant*innen ins Gespräch.
Nach ca. 20 Minuten wurde die Aktion wieder beendet, nachdem bei einigen Bürger*innen ein bleibender Eindruck erzeugt wurde.
In Gera können sich von patriarchaler Gewalt Betroffene an „Liberare e.V.“ wenden. Der Notruf des Frauenhauses lautet 0365 51390. 

Kundgebung in Jena

In Jena startete um 18 Uhr eine Kundgebung auf dem Holzmarkt zum selben Thema. Zu ihr hatte das breite Bündnis, bestehend aus „Feministischer Streik Jena“, „trans*solidarische Vernetzung Jena“, „Linksjugend [solid]“, „Iberoamerica e.V.“, „Jenaer Netzwerk gegen Häusliche Gewalt“, „Refugio Thüringen e.V.“, „Towanda“, „Stimme der Revolution im Iran“ und „Feministische Organisierung – Gemeinsam Kämpfen“, aufgerufen.

An der Kundgebung beteiligten sich 140 Menschen. Auch hier wurde thematisiert, dass jährlich 3,9 Milliarden Euro für die Folgen häuslicher Gewalt ausgegeben werden, anstatt die erforderliche Finanzierung von 500 Millionen Euro für den Ausbau und die Förderung von Gewaltschutzeinrichtungen aufzubringen. Es wurde berichtet, dass jede zwanzigste Frau schon einmal vergewaltigt worden wäre und fast jede Frau bereits sexuelle Belästigung erfahren habe.
Das Frauenzentrum Towanda aus Jena, das das einzige Frauenzentrum der Stadt ist, stellte sich bei der Kundgebung vor. Hier können von häuslicher Gewalt oder anderer Diskriminierung Betroffene Zuflucht und ein offenes Ohr finden.


Den Teilnehmer*innen der Kundgebung wurde berichtet, dass in Thüringen nur 13 Frauenhäuser existieren, welche viel zu wenig Platz für Schutzbedürftige bieten würden. So fanden allein im letzten Jahr 271 Frauen und ihre Kinder keinen Platz, was einen Ausbau der Einrichtungen und Aufbau neuer Einrichtungen erforderlich macht.
Eine Schweigeminute galt den Menschen die 5 Tage zuvor am „Trans* Day of Remembrance“ Opfer eines Attentates in einer LGBTQIA+ Location in den USA wurden. 
Ein*e Redner*in verlas die Geschichte „Prügel“, welche von einer toxischen und langjährigen Beziehung voller Gewalt erzählt.

Bild: Provinz Report


Eine andere Person beschrieb in einer Rede die Bindung und finanzielle Abhängigkeit vieler Frauen von ihren Partnern durch die ungleiche Vergütung in Jobs und die vorherrschende Benachteiligung. Das mache eine Flucht aus  Gewaltsituationen und ein selbstbestimmtes Leben oft schwer möglich.  

Bild: Provinz Report


Außerdem zeigten die Aktivist*innen Solidarität mit der feministischen Revolution im Iran und riefen zum gemeinsamen Kampf für ein selbstbestimmtes Leben auf.
„Genau jetzt kämpfen Menschen mit ihren bloßen Händen für ihre Menschenrechte“, hieß es in einer Rede der Gruppe „Stimme der Revolution im Iran“. Sie riefen dazu auf, sich auf Social Media über die momentane Situation im Iran zu informieren und Beiträge von Menschen vor Ort zu teilen.
Die Gruppe hofft auf eine demokratische Zukunft für den Iran. Die geflüchteten Menschen hätten Angst und würden zurück in ihre Heimat wollen, aber bei den aktuellen Zuständen hätten viele Menschen starke Konsequenzen zu erwarten.

Bild: Provinz Report


LZO Redaktion

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