Gegen die soziale Kälte7 Minuten Lesezeit

Unter dem Motto „Nicht mit uns!“ gehen seit Monaten unter anderem der DGB, Ver.di und die IG-Metall gemeinsam mit Menschen aus allen Schichten in verschiedenen Städten auf die Straße. Neben großen Demos in Jena und Erfurt gibt es auch kleinere Kundgebungen, wie beispielsweise am 03. Dezember in Gera. Bereits das dritte Mal fand eine solche Kundgebung auf Geras Straßen statt.

Bild: Provinz Report


Die erste Kundgebung, die am 27. Oktober stattfand, hob sich deutlich von allen anderen ab. Das Besondere war: es gab keine Redner*innen. Die Kundgebung wurde von einem Menschen der IG-Metall aus Altenburg angeleitet. Er teilte die Teilnehmer*innen in zwei Gruppen, welche jeweils eine Tafel mit wichtigen Fragestellungen bekamen. Gemeinsam sollten die Fragen „Wie macht sich die Preissteigerung bemerkbar?“ und „Was sind eure größten Ängste mit Blick auf den Winter?“ beantwortet werden. Es kam zu regen Diskussionen und zum intensiven Austausch zwischen den Teilnehmer*innen.
Was zuerst mit skeptischem Auge beobachtet wurde, sorgte später dafür, dass sich die Menschen angesprochen und verstanden fühlten. In den Augen der Teilnehmer*innen war Hoffnung zu sehen, weil nicht für sie gesprochen wurde, sondern sie selbst zu Wort kommen konnten.


An diesem Samstag, dem 03. Dezember, begaben sich trotz Schnee und Kälte etwa 40 Menschen auf die Straße, um unter dem Motto „Wir frieren nicht für eure Profite“ zu demonstrieren. Zuerst war die Versammlung als Demonstration gedacht, jedoch wurde aufgrund der geringen Beteiligung der Plan geändert und eine zweiteilige Kundgebung durchgeführt.
Während bei den rechten Demonstrationen am Montag jede Woche mehrere hundert Menschen durch die Straßen ziehen, nahmen hier nur wenige Dutzend teil.

Bild: Provinz Report


Der erste Kundgebungsteil startete am Puschkinplatz. Hier wurde von zwei Teilnehmer*innen Livemusik gespielt, welche eigens für diese Kundgebung geschrieben wurde. Danach wurde auf ein Plakat aufmerksam gemacht, das den Zusammenhang zwischen verschiedenen Organisationen und einem Netzwerk zur Verhinderung der Energiewende in Deutschland aufzeigt. Mit einem ironischen Lächeln wurde auch angesprochen, dass die Inflation von 10,4% auf 10% gesungen ist, was jedoch niemandem wirklich helfen würde. Viele Menschen wissen nicht, wie sie durch den Winter kommen sollen. Teilnehmer*innen erzählten, dass sie zuhause nicht heizen und nur mit kaltem Wasser duschen würden, aus Angst vor den gestiegenen Kosten.


Redner*innen prangerten auch an, dass Rentner*innen, Auszubildende und Menschen mit geringem Einkommen nicht allein in der Lage seien, die generelle Preiserhöhung tragen zu können. Der Blick wurde außerdem auf den „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ gerichtet, da es für Frauen in Gewaltsituationen immer noch gefährlich sei und gefährlicher werde, wenn sie an ihre Partner*innen aufgrund fehlender finanzieller Mittel gebunden seien und so kein selbstständiges und sicheres Leben führen können.
Zudem wiesen die Organisator*innen darauf hin, dass alle Teilnehmer*innen ihren Familien und Bekannten von den Kundgebungen erzählen müssten, um eine echte Alternative zu den rechten sogenannten „Montagsspaziergängen“ zu bieten.

Nach dem Ortswechsel an den gerschen Museumsplatz wurde die Aufmerksamkeit auf die sozialen Proteste gelenkt, die es bereits seit 18 Jahren unter der Führung P. Lückmanns gebe. Jeden Montag steht der soziale Protest auf der Straße, welcher in den Anfangsjahren noch rege besucht wurde. Dass sich die Menschen Geras davon abwanden und sich ebenfalls lieber den Demonstrationen unter Neonazi Christian Klar anschlossen, sei ein trauriges „Schauerspiel“.
Nicht ohne Grund träge Gera den Ruf der „Nazistadt“, weshalb es umso wichtiger sei, die ortsansässigen Organisationen und Bündnisse, wie das Bündnis „Nicht mit uns“, zu unterstützen, um einen sozialen Protest mit einer klaren Kante gegen Rechts zu etablieren.

Bild: Provinz Report


Zusätzlich forderten die Teilnehmer*innen eine Gas- und Strompreisbremse, die sich am Niveau von 2021 orientiert. Außerdem wurde auch der Ukrainekrieg als Grund der aktuellen Preiserhöhungen angesprochen. Deutschland und die NATO würden im Namen des Friedens Waffen liefern.
Dabei könne dieser Krieg von niemandem auf dem Schlachtfeld gewonnen werden. Vielmehr brauche dieser Krieg ein Ende am Diplomatentisch.
Abschließend forderten die Redner*innen internationale Solidarität und Widerstand gegen einen aus ihrer Sicht bevorstehenden dritten Weltkrieg.
Ein Termin für kommende Proteste wurde bisher nicht genannt, aber es ist davon auszugehen, dass diese Kundgebung nicht die Letzte in Gera gewesen ist.

LZO Redaktion

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