„Erinnern heißt kämpfen“ – 31 Jahre Gustav Schneeclaus4 Minuten Lesezeit

Anlässlich des 31. Todestages von Gustav Schneeclaus, der 1992 von Neonazis ermordet wurde, veranstalteten „Die Falken Niederelbe“ am 18. März eine antifaschistische Gedenkdemonstration in Buxtehude.

Bild: Rio Turner


Gustav Schneeclaus war ein norddeutscher Seemann, welcher sich nach mehreren Jahren auf dem Schiff in Buxtehude zur Ruhe gesetzt hatte, um seinen Lebensabend zusammen mit seiner Frau zu verbringen. In seiner neuen Heimat kam es am 1992 zu einer Auseinandersetzung mit zwei polizeibekannten Neonazis. Nachdem Schneeclaus Hitler als „großen Verbrecher“ betitelte, schlugen die beiden Neonazis auf ihn ein. Sie ließen ihn auf einer Bank liegen, kamen zurück und misshandelten ihn mit Zaunlatten. Wenige Tage später, am 22. März 1992, verstarb Gustav Schneeclaus im Krankenhaus.
Die Täter wurden wegen Totschlags zu sechs (Stefan S.) und acht (Stephan K.) Jahren Haft verurteilt. Jahre nach der Tat und der Entlassung aus dem Gefängnis ist Stefan S. einer der bekanntesten und gefährlichsten Neonazis aus der norddeutschen Region. Stephan K. sitzt seit 2018 erneut in Haft, da er einen Bombenanschlag in einer S-Bahnstation Hamburgs verübte. 

Bild: Rio Turner


Auch mehr als dreißig Jahre nach der Ermordung von Gustav Schneeclaus, sind Neonazis innerhalb der Stadt aktiv. Bei der Gedenkdemonstration in Buxtehude wurden auch zahlreiche Nazi-Schmierereien, rechte Sticker und Propaganda in der Stadt thematisiert. Es bestehe die Gefahr des Aufbaus neuer rechter Strukturen. Erst kürzlich wurden Hakenkreuze an der Flüchtlingsunterkunft in Buxtehude wahrgenommen und schließlich beseitigt. Die Stadt reagierte darauf kaum.
In einem Statement der Bürgermeisterin machte diese deutlich, dass sie nichts zu den Vorfällen sagen wolle, um diesen Menschen keine Bühne zu geben. Die Ratsfraktion stellte in einer Pressemitteilung klar, dass man sich für mehr sozialpädagogische Betreuung von geflüchteten Menschen einsetze. Es wird dazu aufgerufen, in der Nachbarschaft aufeinander Acht zu geben, sich zu unterstützen und neu ankommenden Geflüchteten solidarisch zur Seite zu stehen, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Bild: Rio Turner


Zur Demonstration in Gedenken an Gustav Schneeclaus aufgerufen hatte die „Sozialistische Jugend – Die Falken Niederelbe“. Die Auftaktkundgebung startete 12 Uhr auf dem Geschwister-Scholl-Platz der Hansestadt Buxtehude mit etwa 120 Teilnehmer*innen. Nach einem Redebeitrag, welcher sich mit Neonazi-Graffiti und rechten Stickern in der Stadt befasste, lief die Demonstration los. Die Teilnehmer*innen riefen unter anderem „Gustav Schneeclaus rechter Mord, Widerstand an jedem Ort” und bekamen aus einem Barbershop abfällige Bemerkungen entgegengerufen.
Die Abschlusskundgebung fand am Gustav-Schneeclaus-Platz statt, wo noch heute eine Gedenktafel an den ermordeten Seefahrer erinnert.

LZO Redaktion

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