„Die Platte lebt“ – Plattenaktionstage in Marzahn-Hellersdorf5 Minuten Lesezeit

Am 26. August fand im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf als Auftakt der sogenannten „Plattenaktionstage“ eine antifaschistische Demonstration statt.
Anlass der Aktionstage sind lokale rechte Strukturen und seit Jahrzehnten stattfindende Übergriffe auf Menschen, die nicht in das enge Weltbild der Faschist*innen passen.

Offiziell wirbt der Bezirk mit dem Motto „Ort der Vielfalt“, doch diese Vielfalt ist für linke hier oftmals wenig wahrzunehmen. Anstatt die sozialen Probleme zu lösen, sind die einzigen Antworten der rechten Strukturen auf die Probleme der Zeit soziale Spaltung, Diskriminierung und Ausgrenzung.

Besonders die Strukturen der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ haben in Marzahn-Hellersdorf eine hohe Präsenz auf den Straßen. Regelmäßig kleben die Neonazis Plakate und sprühen Graffiti. Einige Kader der Partei wohnen in Hellersdorf und versuchen dort weiter ihre Strukturen aufzubauen. Dem entgegen stehen zahlreiche Menschen, die ihre Sticker abreißen und die rechte Propaganda entfernen.

Bild: Dani Luiz
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„Gemeinsam können wir die Faschos in die Schranken weisen. Sie fühlen sich auf den Straßen und in den Bahnen zu sicher. Das müssen wir ändern!“

Aufruf der Plattenaktionstage

Neben den Neonazis des „III. Wegs“ gibt es im Bezirk ein Problem mit der AfD. Der Kreisverband in Marzahn-Hellersdorf gilt als einer der rechtesten und strukturell stärksten in ganz Berlin. Trotz einiger Verluste erzielt die Partei hohe Wahlergebnisse und findet hier Orte für Veranstaltungen. Als Rückzugsorte der AfD gelten das Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ in Hönow und der Veranstaltungssaal „La Festa“ in Kaulsdorf.

Bild: Dani Luiz

Neben der Thematisierung rechter Strukturen gingen die Redner*innen der Demonstration auf die aktuellen sozialen Probleme ein, die sich auch deutlich im Plattenbaugebiet zeigen. Beispielsweise werden Geflüchtete in Sammelunterkünften untergebracht, ohne dass es einen Austausch mit den Anwohner*innen gibt. Außerdem steigt das Armutsrisiko in den Plattenbauten immer weiter, nicht erst seit den weltpolitischen Krisen, Preiserhöhungen und Inflation. Die Zeiten von Leerstand und billigem Wohnraum sind auch im Randbezirk von Berlin längst vorbei. Immer öfter kommt es zu Zwangsräumungen.

Die Plattenbauten in Hellersdorf wurden in den 2000er Jahren von der damaligen rot-roten Landesregierung an die „Deutsche Wohnen“ verkauft, die seitdem Millionen durch die Mietsteigerungen verdient hat.

„Wir müssen gemeinsam solidarische Wege aus der Krise aufzeigen. Neue Ansätze müssen verbreitet werden, Enteignungen sind ein Anfang. Wir dürfen da nicht stehen bleiben. Soziale Fragen nach bezahlbarem Wohnraum für alle oder nach einem menschenwürdigen Umgang mit Geflüchteten können nur solidarisch beantwortet werden.“

Aufruf der Plattenaktionstage

Entlang der Demonstrationsroute plakatierte der „III. Weg“ auf Stromkästen und verklebte Sticker. Einige Teilnehmer*innen entfernten die Plakate und wurden von einigen anwesenden Polizist*innen zurückgeschubst. Im weiteren Verlauf stellten sich Polizist*innen vor die Stromkästen, um die Plakate der Neonazis zu schützen, was zu kleinen Auseinandersetzungen mit den Teilnehmer*innen der Demonstration führte. 

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