Am 28. Mai fand ein bundesweiter Aktionstag gegen den Ausbau von Flüssiggas-Infrastruktur unter dem Motto „Alle gegen LNG“ statt. Im Mittelpunkt des Protests stand der geplante Bau des größten LNG Terminals Europas auf Rügen.
Klimaaktivist*innen organisierten ein Camp in Frankenthal, das vom 26.05 bis zum 29.05. stattfand und neben der Vorbereitung von Aktionen auch Workshops und Diskussionsrunden beinhaltete.


„Mitten in der Klimakrise wird nicht nur munter weiter fossile Infrastruktur gebaut, die nicht einmal gebraucht wird, sondern auch massive Menschenrechtsverletzungen bei der Gasgewinnung in Kauf genommen und Naturzerstörung in Ostseeschutzgebieten betrieben“, hieß es im Aufruf zum Camp.
Ende Gelände und Fridays for Future protestieren gemeinsam mit Bewohner*innen und Bürger*inneninitiativen der Insel Rügen gegen das geplante Flüssiggasterminal vor dem Hafen von Mukran. Nicht erst seit diesem Wochenende formiert sich Widerstand gegen das Großprojekt auf der beliebten Urlaubsinsel. Die Klimagerechtigkeitsbewegung hat sich nun den Protesten der Bürger*innen angeschlossen und hat angekündigt, mit vielfältigen Aktionen und auch Zivilem Ungehorsam den Bau des Terminals zu verhindern.




„Die Bundesregierung plant vor Rügen eines der größten Flüssiggasterminals Europas zu bauen. Das steht im totalen Widerspruch zu allen deutschen Klimaschutzverpflichtungen. Unter dem Deckmantel einer vermeintlichen „Brückentechnologie“ zementiert die Regierung alte fossile Abhängigkeiten in neuen Röhren. Denn Flüssiggas ist laut aktuellen Studien genauso klimaschädlich wie dreckige Kohle. Damit treibt der selbsternannte „Klimakanzler“ Olaf Scholz genau die fossile Renaissance voran, vor der er selbst noch auf der letzten Klimakonferenz gewarnt hat.“
Pit Terjung, Fridays for Future

Am 28. Mai zogen zwei Demonstrationszüge mit hunderten Teilnehmer*innen über die Insel. Die Teilnehmer*innen trugen unter anderem selbstgebaselte Pipelines, bunte Regenschirme als Sonnenschutz und zahlreiche Transparente. Von einigen Personen wurde eine Tanzchoreografie aufgeführt. Zusätzlich dazu gab es auch auf dem Wasser Protestaktionen. Mehrere Menschen begleiteten eine der beiden Demonstrationen in Kajaks.
An der zweiten Demonstration nahmen zahlreiche Aktivist*innen der Klimagerechtigkeitsgruppe „Ende Gelände“ teil, die gekleidet in weiße Maleranzüge ein großes türkises X als Zeichen des Widerstandes gegen Flüssiggas ausbreiteten.
Bevor sich beide Demonstrationen bei der Abschlusskundgebung in Sellin am Klangpavillon vereinten, zogen Aktivist*innen von „Ende Gelände“ lautstark und spontan durch die Straßen und machten mit Parolen auf ihren Protest aufmerksam. Bei vielen Tourist*innen stieß die Demonstration auf Unverständnis, Bürger*innen von vor Ort schlossen sich jedoch den Aufzügen an und vernetzten sich zur weiteren Planung gemeinsamen Widerstandes.



„Der geplante Bau des LNG-Terminals setzt die imperiale Energiepolitik der Bundesregierung fort. Der Import von Flüssiggas ist koloniale Ausbeutung, denn er geht immer einher mit einer Ausweitung von Fracking im Globalen Süden und auf indigenen Territorien.“
Charly Dietz, Pressesprecherin von Ende Gelände
Europäische Unternehmen wie RWE, Uniper und Wintershall DEA würden Milliardengewinne durch die koloniale Aneignung dieser Ressourcen machen, während ganze Lebensräume zerstört, Flüsse vergiftet, Gemeinschaften vertrieben und Aktivist*innen eingeschüchtert oder gar ermordet werden. „Gemeinsam mit den Rüganer*innen stellen wir uns hier diesem Klimaverbrechen entgegen“, so die Pressesprecherin von „Ende Gelände“ weiter.




Immer wieder betonten die Demonstrant*innen, dass sie wieder kommen werden, um sich dem LNG-Terminal entgegenstellen werden. Zudem stand beim Camp die Vernetzung mit dem lokalen Widerstand und die Erarbeitung einer „Aktionschoreografie“ für den Sommer auf dem Plan. Sicher ist, der Protest gegen LNG auf Rügen hat gerade erst begonnen. So wurden in mehreren Redebeiträgen unter anderem von „Ende Gelände“ Aktionen des Zivilen Ungehorsams angekündigt. Spätestens mit dem Beginn von Baumaßnahmen werden sich die Demonstrationen und Aktionen intensivieren.